Ginge es nach den Mitteilungen in unseren SPAM-Ordnern, bekäme man nicht nur täglich unglaubliche Erbschaften sondern auch noch gleich die grosse Liebe frei Haus. Dass diese nicht immer ganz so einfach aufgibt und manchmal auch zur Brechstange greift zeigt folgender Artikel.
Teil 1: Liebe auf den ersten Blick
Alles Beginnt mit einem Mail das vielen bekannt vorkommen dürfte. Solche Mails erhalten wir täglich – sehen sie als offensichtlichen SPAM zum Glück aber praktisch nie.
Diese SPAM-Nachricht ist aber etwas anders; Zum einen erfolgt die Personalisierung der Nachricht nicht nur im Mail selbst (Hello…) sondern bereits in der Absenderadresse (…@bezeqint.net).
Welchen Vorteil sich der Spammer (= Evgeniya ;)) wohl davon erhofft?
Wirft man dann einen Blick in den E-Mailheader wird schnell klar, dass diese SPAM anscheinen tatsächlich über den Mailserver von Bezeqint.net (israelische Telekommunikationsgesellschaft) gesendet wurde. Der SPF-Fehler / Softfail hingegen zeigt, dass der Empfängerserver (in diesem Fall Google Apps) festgestellt hat, dass die Mailadresse beim Empfänger gar nicht existiert.
Return-Path: <[email protected]>
Received: from bzq-79-176-7-**.red.bezeqint.net (bzq-79-176-7-83.red.bezeqint.net. [79.176.7.**])
by mx.google.com with ESMTP id r2si8280383lar.102.2015.04.24.06.42.37
Received-SPF: softfail (google.com: domain of transitioning [email protected] does not designate 79.176.7.** as permitted sender) client-ip=79.176.7.**;
Authentication-Results: mx.google.com;
spf=softfail (google.com: domain of transitioning [email protected] does not designate 79.176.7.** as permitted sender) [email protected]
From: "Evgeniya" <[email protected]>
Dies hat folgende Punkte zur Folge:
- Diese E-Mail wird als SPAM klassifiziert
- Die Absenderdomain hat keine Konsequenzen zu befürchten (Blacklist…)
Das System funktioniert in diesem Fall fast perfekt;
Teil 2: Mit der Brechstange
Nachdem man Evgeniya in Teil 1 nicht weiter beachtet hat, geht man davon aus, dass sie sich anderweitig umgesehen hat.
Leider scheint sie aber von hartnäckiger Natur zu sein und versucht es nun anstelle von Blumen mit der Brechstange. Diverse Mitteilungen „Delivery Status Notification Failure“ (=Mail gleich unzustellbar) im Posteingang zeugen von ihrem hartnäckigen Werben…
Der Inhalt derselben ist identisch mit der ursprünglichen Nachricht – mit zwei Unterschieden:
- Absender ist neu eine gefälschte Mailadresse der Domain aus Teil 1
- Empfänger ist neu (=Teil der Mailadresse vor dem @)
Was hat Evgeniya versucht? Nun – nichts anderes als im Namen der ersten Mail weitere „Kunden“ anzulocken. Die Mailadresse, die dabei als Absender genutzt wird ([email protected]) exisitiert nicht und wird gefälscht (sog. Spoofing).
Es ist davon auszugehen, dass auch beim nächsten Empfänger als Absender wieder eine gefälschte Phantasieadresse des Vorgänger verwendet wird.
Das entsprechende Schema dazu dürfte bekannt vorkommen; ein typisches Schneeballsystem.
Spoofing alias Evgeniyas Way of Love…
Durch die Kombination von Spoofing und Spamming wird zwar die „Erfolgsquote“ von Evgeniya drastisch sinken, andererseits gibt es dafür keinen konkreten SPAM-Mailserver bzw. SPAM-Domain die man sperren könnte. Bei jedem Versand sind andere Domains und Mailserver betroffen…raffiniert, nicht?
Kollateralschäden
Problematisch an dieser Art von Spam + Spoof ist dabei nicht nur die verschmähte Liebe sondern v.a. dass durch das Spoofing leicht an sich unschuldige Dritte als Spammer gekennzeichnet werden können.
Wenn bei einer Domain keine korrekten SPF – Einträge gesetzt sind (d.h. der Empfänger kann nicht überprüfen ob die ensprechenden Mails auch vom authorisierten Absendern kommen) oder dies anderweitig überprüft wird (z.B. standardmässig mit Google Apps) wird der Absender bei ausreichender Anzahl an Beschwerden als Spammer markiert…
Um solche Fälle zu vermeiden empfiehlt sich dringend korrekte SPF-Records zu setzen. Einen entsprechenden Generator dazu gibt es etwa hier oder hier. Der so erstellte Eintrag muss anschliessend als TXT in den DNS-Einträgen der Domain hinterlegt werden.
Zwar braucht das etwas Zeit, langfristig macht man Evgeniya damit aber einen Strich durch die Rechnung…